Ein seltenes Erlebnis!
Von meinem Alaskafreund Robi aus der
Schweiz
Mit Hund und Katze den Yukon herunter
Unalakleet: Bei unserem
letzten Aufenthalt in Alaska durften wir ein seltenes Erlebnis erfahren. Eines
Tages – wir kamen gerade vom Fischen zurück und sassen gemütlich beim Apéro –
kam ein Eskimo in die Wohnung und erkundigte sich nach dem Hausmeister. Wir
teilten ihm mit, dass er (der Hausmeister) in seiner Lodge oben am
Unalakleetriver sei. Schade sagte er, es wolle ihn eine Frau besuchen, die den
Yukon herunter gekommen sei.
Wir blickten auf das Meer hinaus und sahen weit draussen auf einer Sandbank eine
Frau mit ihrem Hund herum spazieren. Nach einer Weile bestieg sie das Kanu und
paddelte auf das Ufer zu. Ich ging runter ans Meer um ihr beim Landen behilflich
zu sein. Zu meiner Überraschung kam als erstes eine Katze aus dem Kanu. Nachdem
die Frau aus dem Kanu gestiegen war, stellte sie sich: als „Vicky“ vor. Woher
kommen sie? fragte ich, Ich bin schon 44 Tage unterwegs von Withehorse den
Yukon herunter gepaddelt, und ich will weiter nach Nome, und dies dauert wohl
noch weitere 14 Tage, sagte sie. Unglaublich, dachte ich, eine Frau alleine mit
Kanu, nur begleitet von Hund und Katze von Withehorse den Yukon herunter? Das
liest man doch sonst nur in Büchern.
Inzwischen sind meine Freunde eingetroffen, begrüssten Vicky herzlich und sahen
sie nur ungläubig an. Mit dem 4-Wihler zogen wir das Boot aus dem Wasser und
trugen ihr Gepäck zum Haus. Wir waren so begeistert, dass wir sie zum Nachtessen
eingeladen haben. Vicky erzählte uns, sie habe sich bis jetzt den Yukon entlang
bei Eskimo- und Indianersiedlungen mit Trockenfisch verpflegt. Dann bat sie uns
von dem Trockenfisch zu versuchen. Es war scheusslich, schmeckte wie Lebertran
aber Vicky meinte es sei wunderbar zu essen. Nun, offenbar ist es Geschmacksache
und wir freuten uns um so mehr auf unser Nachtessen.
Nach dem Essen kam die Hausmeisterin und wir fragten sie, ob Vicky bei uns
Übernachten könne. Platz hätte es genug. Was auch immer sie dazu bewog, aber sie
(die Hausmeisterin) war damit nicht einverstanden und gab uns zu verstehen, dass
Vicky draussen beim Flugplatz ihr Zelt aufstellen soll. Damit war die Sache
erledigt. Am nächsten Morgen um 07.00 Uhr stand Vicky wieder bei uns und wir
frühstückten zusammen. Wann sie denn weiterreisen wolle ?, fragten wir sie. Sie
meinte, erst um Mitternacht, weil um diese Zeit das Meer am ruhigsten sei. Statt
bis Mitternacht herumzusitzen schlugen wir vor, sie solle doch mit zum Fischen
kommen. Sie war sofort einverstanden und wir alle verbrachten zusammen mit Hund
und Katz einen wunderschönen Tag am Northriver. Danach haben wir noch zusammen
ergiebig zu Abend gegessen und um Mitternacht trugen wir das ganze Gepäck zum
Meer runter und waren beim Laden des Kanus behilflich. Sie bedankte sich sehr
für die Gastfreundschaft und wir verabschiedeten uns herzlich. Noch lange
verfolgten wir ihr Paddeln hinaus ins Meer mit unseren Kameras, bis wir sie aus
den Augen verloren haben. Wir hatten alle ein komisches Gefühl und dachten,
hoffentlich geht alles gut. Das ist Alaska so wie man es aus Erzählungen kennt.
Am nächsten Tag erfuhren wir, dass Vicky nicht sehr weit gekommen ist. Eine
Welle habe den Hund über Bord gespült und sie musste wieder an Land gehen.
Passiert ist nichts, sie trugen alle Schwimmwesten, Vicky, der Hund und die
Katze. Einen Tag später hat sie Hund und Katze in ein Flugzeug verfrachtet und
nach Anchorage zu Verwandten bringen lassen. Vicky ist alleine nach Nome weiter
gepaddelt. Ob sie je angekommen ist entzieht sich unserer Kenntnis.